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Im Rahmen der Atemtherapie sollen durch die Anwendung verschiedener Techniken therapeutische Effekte erzielt werden. Der Atem ist der rote Faden, der im Lebensgewebe eingewoben ist: Gedanken, Gefühle, körperliche und seelische Veränderungen wirken sich direkt auf die Atmung aus. Als Teil des Stoffwechsels gehört die Atmung zu den Kennzeichen des Lebens die für jede Aktivität unseres Organismus die dafür notwendige Energieversorgung sicherstellt. Die Arbeit an, mit dem und durch den Atem bewirkt Entspannung und erschliesst zudem die Möglichkeit, seelische Zusammenhänge zu verstehen und wahrzunehmen. Auch Begrenzungen werden erfahrbar und können erweitert werden, wodurch schlussendlich ein Mehr an Lebensqualität gewonnen werden kann.
Was die Atemtherapie dabei genau ist, welche Möglichkeiten sie bietet und wann sie indiziert sein kann, klärt der folgende Beitrag.
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Was ist Atemtherapie?
Atemtherapie ist eine von EMR (ErfahrungsMedizinisches Register) und der Stiftung ASCA anerkannte komplementärtherapeutische Methode, die primär über die Arbeit am Atem einen therapeutischen Effekt bewirken möchte. Sie basiert auf der Erkenntnis, dass Körper und Atmung eng verflochten sind und wirkt in vielen Bereichen – vor allem auf psychosomatischer Ebene. Aber auch organische Krankheiten wie Asthma, Rückenbeschwerden, Herzdysfunktionen und Schmerzen können nach aktueller Studienlage durch Atemtherapie deutlich verbessert werden.
Die Therapie kann dabei verschiedene Techniken umfassen (zum Beispiel Atemübungen, Atementspannung und Atemlenkung), durch die die Atemmuskulatur und die Lungenkapazität gestärkt, die Durchblutung verbessert und der Gasaustausch im Körper optimiert werden kann.
Ziele
Als ganzheitliche Heilmethode verfolgt die Atemtherapie vielfältige Zielsetzungen. Hierzu gehören unter anderem:
- Die Selbstheilungskräfte des Organismus unterstützen
- Genesungsprozesse in Gang setzen und stärken
- Sekundärerscheinungen bestimmter Krankheitsbilder abmildern oder verhindern
- Zu neuen Sicht- und Handlungsweisen anregen
- Dazu beitragen, dass Erkrankte einen besseren Umgang mit Belastungen und Schmerzen entwickeln können
- Das Wiedererlangen von körperlicher und seelischer Kraft, Stabilität und Flexibilität fördern
Atemtherapie – Indikationen
Atemtherapie wird erfolgreich hauptsächlich bei folgenden Beschwerden eingesetzt:
- Atembeschwerden, Atemfehlverhalten und Atemwegserkrankungen wie Asthma und Bronchitis
- Stress, Burnout und Erschöpfungszustände
- Angst und Panikattacken
- Schlaflosigkeit, innere Unruhe und depressive Verstimmungen
- Konzentrationsschwäche
- Traumatische Erlebnisse und Trauerbewältigung
- (Muskel-)Verspannungen und Schmerzen
Atemtherapie – Übungen
Atemtherapie umfasst ein breites Spektrum von Methoden. Einerseits gibt es die „klassische“ Atemtherapie (zum Beispiel nach Middendorf, Glaser, Richter, van Dixhoorn und Wolf), nach deren Lehre der Atem auf den Menschen in seiner Gesamtheit einwirkt.
Daneben gibt es „funktionale“ Atemtherapieverfahren (zum Beispiel die Atemphysiotherapie, das Atemmuskeltraining, die stimulierende Spirometrie, die Atemtherapie nach Schroth oder die Buteyko-Atemtechnik), und „apparative“ Atemtherapieverfahren (beispielsweise die Inhalationstherapie).
Schliesslich sind die körperpsychotherapeutischen Methoden (wie zum Beispiel die Atemtherapie nach Reich, die Bioenergetik nach Lowen, die funktionelle Entspannung nach Fuchs, oder die Atem- und Körperpsychotherapie nach Bischof), sowie zahlreiche Atempraktiken und –übungen in den verschiedenen Yogaarten (Pranayama), beim Tai-Chi und Qigong und in der buddhistischen Achtsamkeitsmeditation (Vipassana) ebenfalls zu erwähnen.
Die Therapie kann dabei in Einzelsitzungen oder in Gruppen durchgeführt werden. Sie wird in liegender, sitzender oder stehender Position oder in Bewegung ausgeführt. Dabei werden Bewegungsübungen in Verbindung mit dem Atem sowie gezielte manuelle Techniken (zum Beispiel Atemmassage) in der Atembehandlung eingesetzt. Ein begleitendes therapeutisches Gespräch unterstützt die Patientinnen und Patienten dabei, die Behandlung und ihre Auswirkungen auf den Körper und die Psyche achtsamer wahrzunehmen. Beispiele für einfache Atemübungen sind dabei unter anderem folgende:
- Übung: Tief und langsam durch die Nase einatmen. Durch Mund oder Nase ausatmen.
- Übung: Tief und langsam durch die Nase in den Bauch einatmen. Durch Mund oder Nase ausatmen.
- Übung: Tief und langsam durch die Nase in den Brustkorb einatmen. Durch Mund oder Nase ausatmen.
- Übung: Tief und langsam durch die Nase einatmen. Dann die Luft kurz anhalten. Durch Mund oder Nase ausatmen.
- Übung: Beim Einatmen die Arme nach vorne oder nach oben nehmen. Beim Ausatmen die Arme wieder langsam nach unten sinken lassen.
- Übung: Beim Einatmen die Schultern nach oben ziehen. Den Oberkörper strecken. Beim Ausatmen Schultern und Oberkörper langsam senken und entspannen.
- Übung: Die Arme so vor der Brust anwinkeln, dass sich die Fingerspitzen berühren. Beim Einatmen die Ellenbogen so weit wie möglich mit den Schultern nach hinten ziehen. Beim Ausatmen kommen die Ellenbogen wieder nach vorn bis sich die Fingerspitzen berühren.
- Übung, Luftanhäufung: Einatmen, die Luft kurz anhalten. Das mehrmals wiederholen. Nach dem letzten Einatmen noch einmal zwei Sekunden die Luft anhalten. Dann mit der dosierten Lippenbremse langsam ausatmen. Dabei schliesst der Patient seine Lippen locker, und atmet (ohne Druck!) durch den Mund und die leicht geschlossenen Lippen aus. Es sollen keine Ausatemgeräusche zu hören sein!
- Übung, therapeutische Nasenenge: Die Nasenflügel mit zwei Fingern leicht zusammendrücken, oder ein Nasenloch ganz verschliessen. Dann tief einatmen. Dadurch wird ein Reflex zur Weitstellung der Bronchien ausgelöst.
In jedem Fall ist es essenziell, bei den Übungen ruhig und gleichmässig tief zu atmen, um eine Hyperventilation zu vermeiden. Bei Kindern können spielerische Übungen eingebaut werden (beispielsweise Bauch dick und wieder dünn werden lassen, Seifenblasen pusten, Singen, Lachen).
Atemtherapie – Berufliche Möglichkeiten
In der Schweiz sind vor allem ausgebildete Atemtherapeutinnen und –therapeuten in der Atemtherapie tätig, aber auch Pflegefachpersonen und Physiotherapeuten, sowie Psychotherapeuten können mit Atemtherapie zu tun haben. Eine Ausbildung zum Atemtherapeuten ist berufsbegleitend und dauert zwei bis drei Jahre; Voraussetzung ist eine abgeschlossene Grundbildung oder ein Mittelschulabschluss.
Nach erfolgreichem Abschluss besteht zudem die Möglichkeit, sich zum Komplementärtherapeuten HFP (Kinesiologie, Shiatsu, Yoga) in Richtung Atemtherapie weiterbilden zu lassen.
Passende Jobs in der Therapie
Wer aktuell auf der Suche nach einer neuen Stelle im Therapie-Bereich ist, wird bei Medi-Karriere fündig. Hier gibt es Atemtherapeuten Jobs, Stellen als Physiotherapeut sowie weitere Jobs in der Therapie.
- AFS Atemfachverband Schweiz, Atemtherapie, https://www.atem-schweiz.ch/... (letztes Abrufdatum: 01.02.2024)
- Atempflege, Atemwege, Wege der Atemarbeit, http://www.atempflege.ch/... (letztes Abrufdatum: 01.02.2024)
- Atemschule, Die therapeutische Wirksamkeit westlicher Atemtherapiemethoden: Ein systematischer Review, https://www.atemschule.ch/... (letztes Abrufdatum: 01.02.2024)
- Pflege in Einfacher Sprache: Atmung (2023), Deutschland: Elsevier Health Sciences (letztes Abrufdatum: 01.02.2024)