Der Komplementärtherapeut gewinnt in der modernen Gesundheitsversorgung zunehmend an Bedeutung. In der Schweiz können sich Interessierte über eine Höhere Fachprüfung (HFP) spezialisieren und so ihre Qualifikationen und Kompetenzen in diesem Bereich vertiefen. Der folgende Beitrag beleuchtet Ablauf, Zulassungskriterien und Berufsperspektiven für Komplementärtherapeuten mit HFP in der Schweiz.
Was macht man als Komplementärtherapeut?
Ein Komplementärtherapeut unterstützt Menschen dabei, ihre Gesundheit zu fördern und zu erhalten. Dabei stammt der Begriff „complémentaire“ aus dem Französischen und steht für „ergänzend“. So ergänzt die Komplementärtherapie die klassischen Behandlungsverfahren um viele ganzheitliche Ansätze.
Bei dieser Herangehensweise stehen körperliche, emotionale und energetische Aspekte im Fokus. Zu den insgesamt 22 Methoden der Komplementärtherapie gehören unter anderem Massagen, Akupressur, Atemübungen, Reflexzonentherapien oder Yoga. Das Ziel ist es dabei immer, die Selbstheilungskräfte des Körpers zu aktivieren und ein Gleichgewicht zwischen Körper, Geist und Seele herzustellen.
Wie läuft die Höhere Fachprüfung zum Komplementärtherapeuten ab?
Der Titel „Komplementärtherapeut mit eidgenössischem Diplom“ wird durch das erfolgreiche Bestehen der Höheren Fachprüfung (HFP) für Komplementärtherapeuten verliehen. Diese Prüfung hat den Zweck, abschliessend festzustellen, ob die Prüflinge die im Berufsbild geforderten Kompetenzen besitzen, welche notwendig sind, um den Beruf verantwortungsvoll auszuüben. Die Prüfung ist in mehrere Module gegliedert, die sowohl theoretische als auch praktische Fähigkeiten abdecken. Für die Vorbereitungszeit sollten etwa drei Jahre eingeplant werden. Die HFP kann berufsbegleitend abgelegt werden.
Voraussetzungen für das Ablegen der Höheren Fachprüfung
Zur Höheren Fachprüfung wird zugelassen, wer folgende Voraussetzungen erfüllt:
- Einen Abschluss mindestens auf Sekundarstufe II oder einen gleichwertigen Abschluss
- Ein Branchenzertifikat der Organisation der Arbeitswelt Komplementärtherapie (OdA KT)
- Mindestens zwei Jahre Berufspraxis in der Komplementärtherapie mit einem Arbeitspensum von mindestens 50 Prozent, oder mindestens drei Jahre mit einem Pensum von mindestens 30 Prozent
- 36 Stunden Supervision während der angegebenen Berufspraxiszeit bei von der OdA KT anerkannten Supervisoren
Zudem wird nur zugelassen, wer im Vornhinein eine 15- bis 20-seitige Fallstudie erstellt und rechtzeitig eingereicht hat. Über die Zulassung im Falle von Einträgen im Zentralstrafregister entscheidet die Prüfungskommission.
Dauer und Aufbau der Höheren Fachprüfung
Die Höhere Fachprüfung für Komplementärtherapeuten umfasst alle im Berufsbild definierten Handlungsbereiche A bis F und die entsprechenden Kompetenzen. Die zentralen Schwerpunkte sind:
- Vernetzung der Kompetenzen des Berufsbilds
- Vertieftes Verständnis des komplementärtherapeutischen Handelns
- Gestaltung der therapeutischen Beziehung und Interaktion
- Erfahrungsbasiertes Bearbeiten offener Aufgabenstellungen durch ganzheitliches Verstehen
- Reflexion des eigenen Handelns
- Bewusstsein der Verantwortung für das eigene Handeln
Die Gesamtdauer der Höheren Fachprüfung liegt zuzüglich der Erstellung der Fallstudie bei 285 Minuten. Das entspricht einer Prüfungsdauer von knapp fünf Stunden.
Inhalte der Höheren Fachprüfung
Im Folgenden sind die spezifischen Prüfungsschwerpunkte für die Höhere Fachprüfung Komplementärtherapie aufgelistet:
Prüfungsteil Themen Fallstudie (im Vornherein zu erstellen) Integration und Vernetzung der Kompetenzen in der Arbeit mit Klienten Reflexion des Klientenprozesses Reflexion des eigenen Handelns, der beruflichen Rolle und der persönlichen Grenzen Fachgespräch zur Fallstudie Verinnerlichung des Berufsbilds und der Grundlagen der Komplementärtherapie Reflexion des eigenen Handelns und der erzielten Wirkungen, Entwicklung und Beurteilung von Handlungsalternativen Klarheit bezüglich Berufsrolle und professionelle Haltung Präsentations-, Kontakt- und Kommunikationsfähigkeit Analyse und Reflexion komplexer Arbeitssituationen Angemessenes Handeln in komplexen Arbeitssituationen Ganzheitliches und erfahrungsgestütztes Erfassen von Klienten und ihren Situationen Bearbeitung spezifischer Fachthemen Erfahrungsbasiertes Bearbeiten von Themen zu den Handlungsbereichen der Komplementärtherapie Vertieftes Verständnis des Berufsbilds und der Grundlagen der Komplementärtherapie
Was verdient man in der Vorbereitungszeit zur Höheren Fachprüfung?
Therapeuten verdienen in der Regel zwischen 50’000 und 78’000 Schweizer Franken pro Jahr. Da die Spezialisierung im Rahmen der Höheren Fachprüfung allerdings normalerweise berufsbegleitend stattfindet, bleibt der Arbeitslohn entsprechend erhalten. Berücksichtigt werden sollte jedoch, dass für die Höhere Fachprüfung auch Kosten entstehen und durch etwaige Vorbereitungszeiten weniger Arbeitslohn erzielt werden könnte. Es besteht daher die Möglichkeit der finanziellen Unterstützung durch den Bund. Wer die entsprechenden Voraussetzungen erfüllt, kann sich von der Eidgenossenschaft bis zu 50 Prozent der Kosten (maximal 10’500 Schweizer Franken) erstatten lassen.
Passt die Höhere Fachprüfung als Komplementärtherapeut zu mir?
Die Spezialisierung zum Komplementärtherapeuten eignet sich für Personen, die ein tiefes Interesse an ganzheitlicher Gesundheitsförderung haben, einfühlsam sind und gerne mit Menschen arbeiten. Zudem sollte eine Bereitschaft zur kontinuierlichen Weiterbildung und Selbstreflexion bestehen. Jedoch erfordert der Beruf auch ein hohes Mass an physischer und psychischer Resilienz, denn einen langen Leidensweg zu begleiten kann grosse Herausforderungen mit sich bringen.
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Wie sieht der Berufsalltag als Komplementärtherapeut aus?
Der Berufsalltag eines Komplementärtherapeuten ist vielseitig und erfordert eine hohe Fachkompetenz, sowie Empathie im Umgang mit Patienten. Durch die ganzheitliche Herangehensweise an Gesundheit und Wohlbefinden gestaltet sich die tägliche Arbeit abwechslungsreich und herausfordernd. Die Aufgaben reichen von der Anamnese und Therapieplanung, bis hin zur Durchführung verschiedener Behandlungsmethoden. Zudem sind administrative Tätigkeiten und die kontinuierliche Weiterbildung wesentliche Bestandteile des Berufs.
Aufgaben als Komplementärtherapeut
Die Aufgaben, die der Beruf als Komplementärtherapeut mit sich bringt, hängen nicht zuletzt davon ab, welche Methoden angewendet werden. Zudem kann auch die Spezialisierung auf bestimmte Personengruppen (zum Beispiel Senioren oder Kinder) Abwechslung in den Berufsalltag bringen. Grundsätzlich besteht die Aufgabe der Komplementärtherapie aber darin, mit Hilfe ganzheitlicher Ansätze die innere Balance bei ihren Klienten herzustellen und damit andere Therapiemethoden optimal zu ergänzen.
Wo kann man als Komplementärtherapeut arbeiten?
Komplementärtherapeuten finden Anstellung in verschiedenen Einrichtungen, wie Praxen für Komplementär- und Alternativmedizin, Rehabilitationszentren, Wellnesshotels, Kurkliniken und teilweise in Spitälern. Auch eine selbstständige Tätigkeit in einer eigenen Praxis ist möglich.
Arbeitszeiten als Komplementärtherapeut
Die Arbeitszeiten können flexibel gestaltet werden, insbesondere wenn die Tätigkeit selbstständig ausgeübt wird. In Anstellung sind die Arbeitszeiten meist an Werktagen, können jedoch auch Abend- oder Wochenendtermine umfassen, um den Bedürfnissen der Patienten gerecht zu werden.
Was verdient man als Komplementärtherapeut?
Der Lohn eines Komplementärtherapeuten variiert je nach Arbeitsort, Erfahrung und Spezialisierung. Im Normalfall liegt der Jahreslohn für Therapeuten zwischen 50‘000 und 78‘000 Schweizer Franken. Selbstständig tätige Therapeuten haben potenziell höhere Einkünfte, abhängig von ihren Klienten und den angebotenen Dienstleistungen.
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Welche Berufsperspektiven hat man als Komplementärtherapeut?
Die Berufsperspektiven im Gesundheitssektor, so auch in der Komplementärtherapie, sind hervorragend. Denn die Branche leidet auf Grund demographischer Entwicklungen einerseits unter starkem Personalmangel. Eine alternde Gesellschaft bringt gleichzeitig aber auch einen erhöhten Bedarf an Therapieangeboten mit sich. Die Aussichten auf einen stabilen Berufszweig, sowohl in Anstellung als auch als Selbstständiger mit eigener Praxis, sind also mehr als gegeben.
Weiterbildung und Fortbildung
Nach Abschluss der Höheren Fachprüfung gibt es zahlreiche Möglichkeiten zur Spezialisierung und Weiterbildung, beispielsweise in neuen Therapiemethoden oder ergänzenden Bereichen, wie Gesundheitscoaching oder Prävention.
Passende Jobs
Passende Jobs in der Therapie gibt es bei Medi-Karriere. Hier gibt es Jobs als Komplementärtherapeut, Jobs als Psychotherapeut und weitere Stellen in der Therapie.
- Komplementärtherapeut, https://www.berufsberatung.ch/... (Abrufdatum: 30.07.2024)
- Prüfungsordnung über die Höhere Fachprüfung für Komplementärtherapeuten, https://www.oda-kt.ch/... (Abrufdatum: 30.07.2024)
- Komplementärtherapie als Beruf, https://www.xn--komplementr-therapie-kzb.ch/... (Abrufdatum: 30.07.2024)
- Berufsprüfung, Höhere Fachprüfung kurz erklärt, https://www.berufsberatung.ch/... (Abrufdatum: 30.07.2024)
- Komplementärtherapeut HFP, https://www.gateway.one/... (Abrufdatum: 30.07.2024)