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Beat Richner war ein herausragender Kinderarzt und Philanthrop, der durch seine aussergewöhnliche Arbeitsweise, seine humanitären Schwerpunkte und sein selbstloses Engagement, bedeutende Beiträge zur medizinischen Versorgung von Kindern in Entwicklungsländern geleistet hat. Mehr Informationen über Leben und Arbeiten des tanzenden Kinderarztes Richner und dessen Einsatz liefert der folgende Beitrag.
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Beat Richner – Biografie
Beat Richner wurde am 13. März 1947 in Zürich geboren und studierte später auch an der dortigen Universität Medizin. 1973 schloss der humanitär interessierte und politisch engagierte Richner sein Medizinstudium ab und arbeitete fortan als Kinderarzt.
Schon bald setzte er dabei seine Profession auch zu politischen und humanitären Zwecken ein, die ihn 1974 im Rahmen eines freiwilligen Hilfseinsatzes des Roten Kreuzes nach Kambodscha führten. Dort leistete er während seines bewegten Lebens jahrzehntelang einen entscheidenden Beitrag zum Auf- und Ausbau einer medizinischen Infrastruktur. Hierzu zählt unter anderem die Mithilfe beim Wiederaufbau des im Krieg zerstörten Kantha Bopha Kinderspitals, welches 1992 wiedereröffnet wurde.
Richner war ausserdem an der Eröffnung und Leitung weiterer kambodschanischer Spitäler beteiligt und arbeitete dort bis zu seiner Erkrankung im Frühjahr 2017. Beat Richner verstarb am 09. September 2018 im Alter von 71 Jahren in seinem Heimatland.
Beat Richner – Tätigkeit als Kinderarzt
Richner begann seinen beruflichen Werdegang 1973 als Kinderarzt am Kinderspital Zürich. Doch bereits die Entscheidung zum Medizinstudium war in Teilen humanitär motiviert. Früh in seiner Karriere verschlug es ihn dabei nach Kambodscha, wo er sich mit grösstem Engagement für die medizinische Versorgung vor Ort einsetzte.
Als die Roten Khmer in Kambodscha die Macht ergriffen, war er jedoch zur Flucht zurück in die Schweiz gezwungen. Im Rahmen des Genozids der Roten Khmer an der kambodschanischen Bevölkerung, wurden aus politischen Gründen unter anderem auch unzählige ärztliche Kollegen Richners in den Killing Fields ermordet.
Nach seiner Rückkehr in seine Schweizer Heimat nahm Richner seine Tätigkeit als Pädiater im Kinderspital Zürich wieder auf. Später eröffnete er gemeinsam mit einem Kollegen eine Kinderarztpraxis, wo er sich wegen seiner besonderen Arbeitsweise einen Namen machte.
Beat Richner verband seine Leidenschaft für Musik mit seiner Arbeit und trat als Musikclown und Cellist unter dem Künstlernamen „Beatocello“ auf. Mit seinen Auftritten erfreute er dabei nicht nur kleine Patienten im Kinderspital, sondern sammelte auch immer wieder Spendengelder für die Finanzierung seiner humanitären Projekte. Ehemalige Patienten blicken mit durchweg positiven Erinnerungen auf ihre Behandlung zurück, bei denen der Kinderarzt stets versucht hat Ängste und Sorgen der Kleinen bestmöglich zu vertreiben.
Kantha Bopha Kinderspitäler
Nach dem Ende der Herrschaft der Rothen Khmer wurde Beat Richner Anfang der 1990er gebeten, nach Kambodscha zurückzukehren. Dort wurde er mit dem Wiederaufbau und der Leitung des Kantha Bopha Kinderspitals in Phnom Penh beauftragt, das während des Bürgerkrieges vollständig zerstört worden war.
Richner betrachtete es als eine Pflicht, den Ärmsten zu helfen und beim Wiederaufbau einer medizinischen Infrastruktur für die Versorgung der Kinder, zu unterstützen. Aus dem damals zunächst geplanten fünfjährigen Einsatz zur Entwicklungshilfe, wurden insgesamt mehr als 25 Jahre. Während dieser Zeit eröffnete Richner insgesamt fünf Spitäler in Kambodscha. Zu diesen gehören die folgenden:
- Kantha Bopha I – 1992 in Phnom Penh eröffnet und 1997 in eine interventionelle Kardiologie umgebaut
- Kantha Bopha II – 1996 auf dem Gelände des Königspalastes in Phnom Penh eröffnet
- Jayavarman VII – 1999 in Siem Reap eröffnet, 2001 Entbindungsstation eröffnet, 2008 um einen Anbau erweitert, seit 2011 interventionelle Kardiologie
- Kantha Bopha IV – 2005 in Phnom Penh eröffnet
- Kantha Bopha V – 2007 in Phnom Penh eröffnet
Insgesamt stellen die fünf Häuser mehr als 2‘300 Betten für die stationäre Behandlung von Kindern, die Betreuung von Schwangeren, die Durchführung von Geburten sowie die Vorsorge und Impfungen von Kindern zur Verfügung.
Alle Behandlungen finden für die therapierten Kinder gratis statt, da sich ein Grossteil der Bevölkerung medizinische Versorgung wegen grösster Armut andernfalls nicht leisten könnte. Ein Prinzip, für das Beat Richner zu Lebzeiten immer wieder Spendengelder in Millionenhöhe gesammelt hat. Richner vertrat die Auffassung, dass jedes Kind auf der Welt das gleiche Recht auf hochwertige Medizin hat. Für die Erfüllung dieser Massgabe setzte sich „Beatocello“ daher selbst in höchstem Mass ein.
Beat Richner war dabei der medizinische Direktor und das Herzstück dieser Spitäler. Sein Engagement und seine Hingabe waren von unschätzbarem Wert für die Kinder, die dringend medizinische Hilfe benötigten.
Beat Richner – Würdigungen und Auszeichnungen
Der einzigartige Einsatz Beat Richners verschaffte dem Pädiater schon zu Lebzeiten einige Würdigungen und Auszeichnungen. Dazu gehören beispielsweise die Ehrendoktorwürde der Universität Zürich und der Adele-Duttweiler-Preis. 2003 wurde er ausserdem zum ersten Schweizer des Jahres gewählt.
Beat Richner – Veröffentlichungen
Beat Richner veröffentlichte mehrere Bücher und Artikel, in denen er seine Erfahrungen und Erkenntnisse aus seiner Arbeit als Kinderarzt und Philanthrop teilte. Zu einigen seiner bekanntesten Veröffentlichungen zählen:
- “Kantha Bopha. Als Schweizer Arzt in Kambodscha” – In diesem Buch beschreibt er seine persönlichen Erfahrungen und die Herausforderungen bei der Einrichtung und Führung der Kantha Bopha Kinderspitäler.
- “Ambassador” – Ein Buch, in dem er Geschichten aus seinem Leben und seiner Arbeit als Kinderarzt in Kambodscha erzählt, die sowohl berührend als auch inspirierend sind.
- Zahlreiche Artikel und Interviews, in denen er auf die Bedeutung der medizinischen Versorgung von Kindern in Entwicklungsländern hinwies und Spenden für seine Spitäler sammelte.
Beat Richner war dabei nicht nur ein herausragender Kinderarzt, sondern auch ein bemerkenswerter Mensch, der sein Leben der Rettung und Betreuung von bedürftigen Kindern gewidmet hat. Sein Erbe lebt in den Kantha Bopha Kinderspitälern und den Herzen derer fort, die von seiner Arbeit berührt wurden.
Passende Jobs im Gesundheitswesen
Wer aktuell auf der Suche nach einer neuen Stelle im Gesundheitswesen ist, findet bei Medi-Karriere zahlreiche Jobs als Pflegefachfrau, Stellen als FaGe sowie weitere Jobangebote in der Pflege.
- Stiftung Kinderspital Kantha Bopha, Dr. med. Beat Richner, Was wir tun, https://www.beat-richner.ch/... (Abrufdatum: 20.12.2023)
- Stiftung Kinderspital Kantha Bopha, Dr. med. Beat Richner, Wie alles begann, https://www.beat-richner.ch/... (Abrufdatum: 21.12.2023)
- Swiss Health Web, Schweizerische Ärztezeitung, In memoriam Beat Richner, https://saez.swisshealthweb.ch/... (Abrufdatum: 21.12.2023)
- Bundeszentrale für politische Bildung, Vor 40 Jahren: Beginn der Terrorherrschaft der Roten Khmer, https://www.bpb.de/...
- SRF, Wie viel Schweiz steckt noch in Beat Richners Kinderspitälern?, https://www.srf.ch/... (Abrufdatum: 21.12.2023)
- swissinfo, Wie viel Schweiz steckt noch in Beat Richners Kinderspitälern?, https://www.swissinfo.ch/... (Abrufdatum: 20.12.2023)
- SRF, Kinderarzt Beat Richner ist tot, https://www.srf.ch/... (Abrufdatum: 21.12.2023)