Optometrist bzw. Optometristin ist seit 2020 ein anerkannter Gesundheitsberuf und bietet vielfältige Einsatzmöglichkeiten, sowohl im direkten Kontakt zu Patienten als auch im Bereich der Forschung und Entwicklung. Kernaufgaben sind die Überprüfung der Augengesundheit inklusive der Vorsorge, die Analyse von Sehproblemen und die entsprechende Korrektion und Kontaktlinsenanpassung.
Der folgende Artikel bietet umfassende Informationen zum Studium, zu dem beruflichen Werdegang von Optometristen und den damit verbundenen Perspektiven.
Was macht man als Optometrist?
Zu den Aufgaben von Optometristen gehören die Erfassung und Analyse einer Fehlsichtigkeit und deren bestmögliche Korrektion. Dabei gibt es grosse Unterschiede in der Aufgabenverteilung für diese Berufsgruppe im europäischen Raum und ausserhalb davon.
Hierzulande sind Optometristen, dem allgemeinen Verständnis nach, eher im Bereich der Optik angesiedelt und ergänzen die Tätigkeit von Augenärzten. Sie ziehen die ärztlichen Kollegen zur Mitbehandlung hinzu, wenn dies, beispielsweise bei einer anstehende Operation der Augen, erforderlich ist.
Wie läuft die Ausbildung zum Optometristen ab?
Zum Erwerb der Qualifikation als Optometrist Bachelor of Science (B. Sc.), wie der vollständige geschützte Berufstitel lautet, ist nach dem Hochschulförderungs- und Hochschulkoordinationsgesetz (HFKG) sowie dem Gesundheitsberufegesetz (GesBG) seit 2020 eine dreijährige Berufsausbildung nötig.
Diese findet in Form eines Vollzeitstudiums am Institut für Optometrie der Fachhochschule Nordwestschweiz (FHNW) statt, in der fundierte Kenntnisse des visuellen Systems vermittelt werden. In der Schweiz wird das Studium bislang nur an der FHNW angeboten.
Voraussetzungen für das Studium
Zugangsvoraussetzung für das FHNW-Studium ist eine berufliche Vorbildung im Bereich der Optometrie. Hierzu gehört wahlweise eine abgeschlossene Grundbildung als Augenoptiker EFZ mit Berufsmaturität. Alternativ kann die eidgenössische oder kantonale Maturität um ein einjähriges Praktikum im Bereich der Optometrie ergänzt werden.
Dauer und Aufbau des Studiums
Das Studium dauert in der Regel drei Jahre und umfasst die Vermittlung allgemeiner Grundlagen, sowie die Bearbeitung vieler Beispielfälle zu relevanten Krankheitsbildern. Dabei wird auch ein Kontext zu den Bereichen BWL, Kommunikation und Englisch hergestellt. Letzteres ist besonders vor dem Hintergrund der Fort- und Weiterbildungsmöglichkeiten im englischsprachigen Raum relevant. Hinzu kommt mit dem “Klinik”-Modul ein grösseres Praxismodul. Auf der wissenschaftlichen Ausbildung fusst dann die Erstellung einer Bachelor-Thesis als Abschlussarbeit.
Inhalte des Studiums zum Optometrist
Neben anatomischen, biochemischen und physiologischen Grundlagen wird theoretisch und praktisch die direkte Messung der Sehfähigkeit oder -beeinträchtigung an Erwachsenen und Kindern gelernt. Es wird ein umfassender Einblick in Erkrankungen des visuellen Systems und eine Orientierung über deren Diagnose und Behandlung gegeben. Das Studium wird mit Erwerb des Diploms „Bachelor of Science (FH) in Optometrie“ abgeschlossen.
Einen Überblick über den Modulkatalog des Studiengangs an der FHNW gibt folgende Tabelle:
Modul | Semester | ECTS |
Fachausbildung (z.B. Kontaktlinsenanpassung) | 1 – 5 | 88 |
Klinik (z.B. Optometrisches Praktikum) | 1 – 6 | 25 |
Wissenschaftliche Ausbildung (Wissenschaftliches Arbeiten) | 1 – 6 | 24 |
Kontextmodule (z.B. BWL und Englisch) | 1 – 4 | 16 |
Fachergänzungen (z.B. Mathematik und bildgebende Verfahren) | 1 – 6 | 23 |
Freie Module (z.B. Deutsch als Fremdsprache) | frei einteilbar | 4 |
Gesamt | 6 | 180 |
Wie hoch ist der Semesterbeitrag?
Die Gebühr, die während des Studiums pro Semester zu entrichten ist, beträgt an der FHNW 700 bis 1‘000 Schweizer Franken, je nachdem, ob ein Wohnsitz in der Schweiz vorhanden ist oder nicht. Eine Lohnzahlung erfolgt während des Studiums nicht. Dafür dürfen sich Studierende im Anschluss ihres Studiums über höhere Löhne als Angestellte in Ausbildungsberufen ähnlicher Positionen freuen.
Passt das Studium als Optometrist zu mir?
Optometristen müssen sehr sorgfältig und mit einem hohen Qualitätsbewusstsein zu Werke gehen, da sie oft der augenärztlichen Begutachtung vorgeschaltet sind und die Qualität der weiteren medizinischen Versorgung von Patienten stark von dieser ersten Einschätzung abhängt.
Zudem sollten Berufsanfänger Führungs- und Sozialkompetenzen besitzen, da sie im Verlauf ihrer Tätigkeit als Spezialisten entsprechend Verantwortung für sich selbst und andere Mitarbeitende tragen werden. Wer diese Voraussetzungen erfüllt und sich zudem für das visuelle System beim Menschen interessiert, zu dem könnte das Studium zum Optometristen passen.
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Wie sieht der Berufsalltag als Optometrist aus?
Nach Abschluss des Studiums kann ein Optometrist in der Versorgung von Patienten tätig werden. Es gibt aber auch weitere Möglichkeiten, die entsprechend unterschiedliche zeitliche und organisatorische Rahmen mit sich bringen.
Aufgaben als Optometrist
Ein Optometrist untersucht die Augen auf Anzeichen von Erkrankungen und nimmt Messungen zur Erfassung von Fehlsichtigkeit (Kurzsichtigkeit, Weitsichtigkeit oder Altersweitsichtigkeit) und Hornhautverkrümmung vor. Abhängig von den Ergebnissen und unter Berücksichtigung des Lebensstils und der Anforderungen an die Patienten beziehungsweise Kunden, erfolgt im nächsten Schritt die Anpassung einer geeigneten Sehhilfe. Bei Hinweisen auf krankhafte Veränderungen wird eine Vermittlung an einen Ophthalmologen zur weiteren Diagnostik und Therapie angeordnet.
Was ist der Unterschied zwischen einem Optometristen, einem Ophthalmologen und einem Optiker?
Der Beruf des Optometristen ist vor allem in der Schweiz, in Österreich und in Deutschland noch kaum bekannt, was die Unterscheidung zu angrenzenden Berufsfeldern erschweren kann.
Optometristen gliedern sich beruflich an der Schnittstelle zwischen dem augenärztlichen Bereich und der Augenoptik ein. Gegenüber Augenoptikern besitzen sie deutlich tieferes Wissen zu Augenerkrankungen und können somit auch deren Diagnostik und Therapie durchführen, etwa in Form einer Augeninnendruckmessung oder der Nachsorge bei Operationen, die sie allerdings nicht selbst durchführen. Denn das ist wiederum Teil der Aufgaben von Ärzten, den Ophthalmologen, und überschreitet die Kompetenz der Optometristen. Auch die Behandlung komplexer Krankheitsbilder wird von ärztlichem Personal durchgeführt.
Optikern fehlt das Hintergrundwissen zu den Augenerkrankungen, daher sind sie in derartigen Fällen auf die Information oder Anordnungen von Ärzten (Omphthalmologen) angewiesen. Zudem können sie, im Gegensatz zu den anderen beiden Berufsgruppen, keine Verordnungen oder Rezepte schreiben.
Wo kann man als Optometrist arbeiten?
Ein mögliches Einsatzfeld ist die Tätigkeit in Augenkliniken und in direkter Zusammenarbeit mit Ärzten. Hierbei stehen Vorsorge und das Erkennen, sowie die Therapie von Erkrankungen im Vordergrund. In der Forschung und Produktentwicklung tätige Optometristen entwickeln unter anderem Geräte zur augenoptischen Untersuchung. Neben der Angestelltentätigkeit ist auch die Gründung eines eigenen Geschäftes möglich, in dem die leitende Tätigkeit auch rechtliche Fragen und Belange aus dem Personalwesen umfasst.
Arbeitszeiten als Optometrist
Je nach Einsatzort variieren die Arbeitszeiten von Optometristen, liegen allerdings meist im Bereich der üblichen Öffnungszeiten von Fachgeschäften und Institutionen. Ein nächtlicher Einsatz ist in Kliniken grundsätzlich denkbar, jedoch eher eine Ausnahme.
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Was verdient man als Optometrist?
Abhängig vom Grad der zusätzlichen Qualifikation sind für Optometristen Löhne um 4‘000 bis 6‘000 Schweizer Franken pro Monat möglich. Mit zunehmender Berufserfahrung können diese in einen Bereich von 6‘000 bis 8‘000 Franken gesteigert werden.
Welche Berufsperspektiven hat man als Optometrist?
Aufgrund des demographischen Wandels entwickeln immer mehr Menschen im Laufe ihres Lebens eine Fehlsichtigkeit und bedürfen einer fachkundigen Betreuung. Hier kann der Beruf des Optometristen helfen, die Versorgungsengpässe aufgrund mangelnden medizinischen Nachwuchses im Bereich der Ophthalmologie zu decken. Aus diesem Grund bestehen für Optometristen vielversprechende Zukunftsaussichten.
Weiterbildung und Fortbildung
Sowohl das Studium als auch die spätere Berufsausübungen bringen einige Karrieremöglichkeiten für Optometristen mit sich. Neben verschiedenen Masterprogrammen an europäischen Unis (zum Beispiel in England oder Deutschland) bietet die Universität Zürich das Doktorat (PhD) in “Care & Rehabilitation Science” an. Aber auch in den USA ist die Erstellung einer Doktorarbeit im Bereich Optometrie möglich. Diese befähigt zum Erwerb des Titels „Doctor of Optometry“ (O.D.).
Wo findet man passende Stellen als Optometrist?
Jobs für Optometristen findet man bei Medi-Karriere. Hier gibt es zahlreiche Stellen als Optometrist, Jobs als Augenoptiker oder Jobs in der Pflege.