Der/die Medizinische/r Kodierer/in spielt eine Schlüsselrolle bei der Verschlüsselung von medizinischen Informationen, die für Behandlungen, Therapievorgehen, Abrechnungen und Statistiken benötigt werden. Sie überprüfen und kodieren in Spitälern, Kliniken und anderen Institutionen beispielsweise Diagnosen und Therapieverläufe von Patienten/-innen. Die Ausbildung dieser Fachpersonen erfolgt durch das Ablegen der Berufsprüfung. Dieser Artikel thematisiert alle relevanten Aspekte rund um den Beruf des/-r Medizinischen Kodierers/-in. Nachdem zunächst auf die Dauer und Inhalte der Berufsprüfung eingegangen wird, werden im Anschluss der Berufsalltag und die Berufsperspektiven beleuchtet. Auch finanzielle Aspekte werden thematisiert.
Was macht man als Medizinische/r Kodierer/in?
Medizinische Kodierer/innen sind für die Codierung von medizinischen Informationen verantwortlich. Sie übersetzen Arztberichte, Diagnosen und Behandlungsverläufe in spezielle Codes, die für die Behandlung, Abrechnung von medizinischen Leistungen und die Erstellung von Statistiken verwendet werden. Im Auftrag des Bundesamts für Statistik überprüfen sie die Daten auf Vollständigkeit, Inhalt, Validität und Plausibilität. Dabei wenden die Fachpersonen Fehleranalysen und Prüfungsverfahren an. Sie tragen so zur Qualitätssicherung bei und generieren wichtige Datensätze für Ärzte/-innen, weitere Fachkräfte im Gesundheitswesen und für das Statistikamt. Des Weiteren sind sie auch für die epidemiologische Überwachung der Bevölkerung verantwortlich, erfassen Zahlen zu Viruserkrankungen in der Schweiz und erkennen sich anbahnende Epidemiologien. In diesem technischen Beruf haben sie täglich mit Zahlen und Datensätzen zu tun. Ihre Arbeit findet vorwiegend am Computer statt.
Wie läuft die Berufsprüfung zum/-r Medizinischen Kodierer/in ab?
Um als Medizinische/r Kodierer/in tätig zu werden, ist das Ablegen einer Berufsprüfung (BP) nötig, bei welcher der Abschluss “Medizinische/r Kodierer/in mit eidgenössischem Fachausweis” erworben wird. Es handelt sich also um keine klassische Ausbildung, sondern vielmehr um eine Abschlussprüfung mit Vorbereitungszeit, in der man sich, ausgehend von einer Grundausbildung, auf das Berufsbild spezialisiert. Nach dieser ersten Spezialisierung können Personen aus dem Gesundheitswesen in dem entsprechenden Berufsfeld tätig werden. Die Prüfung wird in der Schweiz an der H+ Bildung in deutscher Sprache und als französischsprachiger Spezialisierungsgang an der Espace Compétences SA angeboten.
Voraussetzungen für das Ablegen der Berufsprüfung
Die Berufsprüfung zum/-r Medizinischen Kodierer/in erfordert bestimmte Voraussetzungen. Um zur Prüfung zugelassen zu werden, muss man eine mindestens dreijährige, abgeschlossene Berufsausbildung im medizinischen oder pflegerischen Bereich vorweisen. Zudem sind mindestens drei Jahre Berufserfahrung nötig, wobei zwei Jahre lang bereits als Medizinische/r Kodierer/in gearbeitet werden musste. Auch eine vierjährige Erwerbstätigkeit im medizinisch-pflegerischen Sektor befähigt zum Ablegen der BP, wobei auch hier zwei Jahre als Kodierer/in vorzuweisen sind. Erste Erfahrungen mit Klinikinformationssystemen sind unabdingbar.
Dauer und Aufbau der Berufsprüfung
Die Vorbereitungskurse für die Berufsprüfung gliedern sich in Lehrgänge und Modulunterricht und erstrecken sich auf 16 Tage innerhalb von vier Monaten. Die Prüfung wird bei H+ Bildung angeboten, sobald sich mindestens 25 Prüflinge angemeldet haben. Alternativ findet sie alle zwei Jahre zu einem festen Datum statt. Sie gliedert sich in drei Module, von denen zwei schriftlich und eines in Form einer Fallstudie zu bearbeiten sind. Bei letzterem ist neben einem schriftlichen Aufsatz auch ein praktischer Teil abzulegen. Bei berufsbegleitender Absolvierung sollten Interessenten/-innen für die Vorbereitung auf die BP mindestens zwölf Monate Vorbereitungszeit einkalkulieren.
Inhalte der Berufsprüfung zum/-r Medizinischen/-r Kodierer/in
Die Berufsprüfung zum/-r Medizinischen Kodierer/in besteht aus den Prüfungsteilen Medizinisches Grundwissen, Gesundheitswesen und Kodierung. Im ersten Teil werden vor allem die Themenfelder Anatomie, Physiologie, Pathologie und Pathophysiologie behandelt. Der zweite Teil behandelt gesetzliche Vorschriften, Patientenklassifikationssysteme, Medizinische Statistik und die Klassifikationen ICD-10 und CHOP. Im Kodierungsteil muss schliesslich eine praktische Kodierung der Diagnosen nach ICD-10 und der Behandlungen nach CHOP anhand von Falldaten durchgeführt werden. Die genauen Inhalte sind in der Prüfungsordnungen der anbietenden Hochschulen festgelegt. Die folgende Tabelle gibt eine Übersicht über die Gliederung der Prüfung und der Gewichtung der Prüfungsteile bei H+ Bildung.
Prüfungsteil | Schriftlich | Praktisch | Gewichtung |
1. Medizinisches Grundwissen | 120 min | 0 min | 1x |
2. Gesundheitswesen | 120 min | 0 min | 1x |
3. Kodierung | 180 min | 180 min | 1x |
Total | 7 h | 3 h | 3 |
Passt die Berufsprüfung als Medizinische/r Kodierer/in zu mir?
Die Berufsprüfung zum/-r Medizinischen Kodierer/in eignet sich für Personen, die bereits Erfahrung im Gesundheitswesen haben und ihre Kenntnisse in der medizinischen Kodierung vertiefen möchten. Neben fundiertem medizinischen Wissen müssen Interessenten/-innen Freude an administrativer Tätigkeit, Erfahrung mit Krankenhausinformationssystemen und ein Interesse an Informatik und Zahlen mitbringen. Sie tragen in ihrem Aufgabenfeld hohe Verantwortung und müssen konzentriert über längere Zeit am Computer arbeiten können. Bereits bestehende Kenntnisse in Statistik und Krankenversicherungsgesetzen sind von Vorteil.
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Kosten und Verdienst während der Berufsprüfung zum/-r Medizinischen Kodierer/in
Die Kosten für die Berufsprüfung betragen bei H+ Bildung 1’400 Schweizer Franken zuzüglich 50 Franken Registergebühr und Diplomzusatz SBFI. Während der Vorbereitungszeit zur Berufsprüfung als Medizinische Kodierer/in erhält man keine zusätzliche Vergütung. Der Verdienst entspricht dem der aktuellen Tätigkeit, die zu diesem Zeitpunkt ausgeübt wird. Da als Voraussetzung aber eine mehrjährige Berufserfahrung nachzuweisen ist, ist davon auszugehen, dass der Lohn entsprechend hoch genug ist, um die Kosten für die Berufsprüfung tragen zu können.
Wie sieht der Berufsalltag als Medizinische/r Kodierer/in aus?
Nach Abschluss der Berufsprüfung ist die Spezialisierung zum/-r Medizinischen Kodierer/in abgeschlossen. Die Absolventen/-innen können anschliessend in ihrem neuen Aufgabengebiet arbeiten. Hier verstärken sie Ärzte/-innen und medizinisches Fachpersonal, wie Medizintechniker/innen, Biomedizinische Analytiker/innen oder Krankenschwestern mit Datensätzen und Diagnosekodierungen.
Aufgaben als Medizinische/r Kodierer/in
Das Aufgabengebiet von Medizinischen Kodierern/-innen ist sehr abwechslungsreich. Im Berufsalltag sind sie dafür verantwortlich, medizinische Dokumente zu analysieren und die entsprechenden Codes zuzuordnen. Sie müssen sicherstellen, dass die Codierung korrekt und präzise erfolgt, um Fehler bei der Therapie, Medikation oder Abrechnung zu vermeiden. Sie bekommen unter anderem Arztberichte, Diagnosestellungen und Abrechnungsbelege vorgelegt. Dabei arbeiten sie fast ausschliesslich am Computer mit Programmen zur Tabellenkalkulation oder zur statischen Auswertung. Sie sind zudem für die Überprüfung der Validität und Plausibilität der Daten verantwortlich.
Wo kann man als Medizinische/r Kodierer/in arbeiten?
Medizinische Kodierer/innen finden Beschäftigungsmöglichkeiten in verschiedenen Einrichtungen des Gesundheitswesens. Meist sind sie in Kliniken, Spitälern, Arztpraxen, und Gesundheitsbehörden beschäftigt. Aber auch eine Anstellung bei Versicherungsgesellschaften, Revisionsunternehmen, statistischen Ämtern, in der öffentlichen Verwaltung oder in der Privatwirtschaft ist möglich.
Arbeitszeiten als Medizinische/r Kodierer/in
Die Arbeitszeiten als Medizinische/r Kodierer/in variieren je nach Arbeitgeber/in und Arbeitsort. Während in Versicherungsgesellschaften, statistischen und öffentlichen Ämtern, oder der Privatwirtschaft eine Beschäftigung werktags zu den üblichen Arbeitszeiten möglich ist, müssen sich die Fachkräfte insbesondere in Kliniken und Spitälern auch auf Nacht-, Wochenend- und Feiertagsdienste einstellen. Sogar 24-Stunden-Schichten, ähnlich wie bei Ärzten/-innen, sind in seltenen Fällen möglich.
Was verdient man als Medizinische/r Kodierer/in?
Der Lohn eines/-r Medizinischen Kodierers/-in hängt von verschiedenen Faktoren ab, einschliesslich des Arbeitsorts, der Berufserfahrung und der Qualifikationen. Der durchschnittliche Jahreslohn dieser Fachkräfte liegt bei 87’100 Schweizer Franken brutto. Nach dem Berufseinstieg mit etwa 79’200 Franken können die Kodierer/innen mit zunehmender Berufserfahrung sogar einen Jahresverdienst von über 100’000 Schweizer Franken erzielen.
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Welche Berufsperspektiven hat man als Medizinische/r Kodierer/in?
Die Berufsaussichten für Medizinische Kodierer/innen sind in der Regel gut. Durch die Spezialisierung auf einen technisch fokussierten Beruf öffnen sich den Absolventen/-innen weitere Beschäftigungsmöglichkeiten im medizinisch-technischen Bereich, in dem eine hohe Nachfrage besteht. Zudem ist ihr Fachwissen in fast allen relevanten Bereichen des Gesundheitswesens gefragt.
Fort- und Weiterbildungen
Auch nach erfolgreich abgelegter Berufsprüfung haben Medizinische Kodierer/innen die Möglichkeit, sich weiterzubilden und zu spezialisieren. Durch Ablegen der Höheren Fachprüfung (HFP) können sie beispielsweise zum/-r diplomierten Spitalexperten/-in aufsteigen, wodurch sie noch mehr Verantwortung in ihrem Berufsleben tragen. Bei entsprechender schulischer Vorbildung kann auch eine Karriere als diplomierte/r Betriebswirtschafter/in, für den der Besuch einer Höheren Fachschule (HF) erforderlich ist, oder ein Hochschulstudium als Bachelor of Science (FH) Betriebsökonomie angestrebt werden.
Wo findet man passende Jobs als Medizinische/r Kodierer/in?
Stellenangebote für medizinisch-technische Berufe findet man bei Medi-Karriere. Hier gibt es Jobs als Medizinische/r Kodierer/in, Jobs als Medizintechniker/in und Stellen im Rettungsdienst.